Sagenumwobene Höhlen am Teckberg
Start und Ziel: | Owen, Parkplatz Bölle unterhalb der Burg Teck |
Strecke: | 6,0 km |
Höhendifferenz: | 250 m |
Reine Gehzeit: | 2 Std. |
Typ: | Rundwanderung |
Verfasserin: | Gudrun Kleinknecht |
Der ins Gebirgsvorland hinausragende Ausliegerberg Teck mit seiner Burg und ihrem weithin sichtbaren, zierlichen Turm ist ein Wahrzeichen der Schwäbischen Alb. Die Vielfalt der Landschaft und die Lage der Burg inspirierten seit jeher zu schwärmerischen Schilderungen, aber auch zu rätselvollen Sagen, die sich um Burg und Berg ranken. Der Wandertipp beschreibt eine Runde, die sich nicht auf direktem Weg zur Burg begibt, sondern auf der Strecke manch Verborgenes enthüllt und das Augenmerk auf geschichtliche und sagenumwobene Orte lenkt.
Topografische Karte: 1:25 000, W238, Metzingen
Am Ende des Wanderparkplatzes „Bölle“ führt ein Schottersträßchen in den Wald, das mit einer Schranke die Weiterfahrt für Pkw’s verhindert. (1)
Auf dem Richtung S/O führenden, leicht abfallenden geschotterten Forstweg ohne Bezeichnung in den Wald wandern. Nach ca. 1 km stehen rechts am Waldrand mehrere Kiefern. Hier kurz den Weg verlassen und zum Waldrand gehen. Hier befindet sich ein toller Aussichtspunkt (2) Wieder zurück vom Aussichtsplatz dem Weg weiter leicht ansteigend bis zum Sattelbogen folgen. Hier befindet sich ein Grillplatz. Unterhalb des Grillplatzes an der Wegkreuzung steht eine Informationstafel. Sie erklärt, dass der Teckberg auf der Nordseite von zwei Vorbergen Hohenbohl und Hörnle flankiert wird. In diesen stecken Vulkanschlote, die wie Pflöcke den Bergauslieger gegen Abtragung stabilisieren. Jetzt dem Pfad mit der Bezeichnung rotes Dreieck (HW 1) bzw. „hochgehadelt“ Richtung Gelber Fels bergauf folgen. Nach ca. 500 m wird ein kleines Plateau erreicht, wo sich rechts eine Schutzhütte befindet. Weiter dem Pfad „rotes Dreieck“ durch Orchideen-Buchenwald zum Bergrücken folgen. Auf dem Bergrücken ändert sich der Waldtyp. Jetzt herrscht Klebwald vor, der im Frühling mit Lerchensporn, Gelbstern und Weißwurz aufwartet. Ca. 900 m nach der zuvor passierten Schutzhütte befindet sich links des Wegs der Hauptfelsen des Gelben Fels mit seinen wild nach oben ragenden Felstürmen und einem Fensterl. In den steil abfallenden Felswänden nisten oft Wanderfalken oder auch Kolkraben, weshalb der Felsenbereich für Kletterer und allzu neugierige Wanderer in der ersten Jahreshälfte gesperrt ist (Schilder beachten). Zwischen Felsabsturz und Weg öffnet sich das schmale in die Tiefe führende, nicht begehbare Verena-Beutlin-Loch. Dies ist durch Spalten mit der darunter liegenden Veronikahöhle verbunden.
Option für Mutige: Ein kleiner steiler Pfad führt rechts des Hauptfelsens an den Fuß des Felsenkranzes zum Höhleneingang. Geschickte Wanderer mit gutem Schuhwerk können bei trockenen Wegverhältnissen (außerhalb der Vogelbrutzeit!) den steilen Abstieg wagen. Dieser Weg muss dann aber auch wieder zurückgegangen werden. Lesen Sie auch die Sage unter (3).
Weiter auf dem HW 1 wird kurz nach dem Beutlin-Loch der Nebenfels mit Aussichtspunkt erreicht. Er ist seit einiger Zeit mit einem Gipfelkreuz geschmückt. Hier schweift der Blick über die Albhochfläche, hinunter ins Lenninger Tal und weit ins Albvorland, wo mit Florian und Grafenberg weitere Vulkankegel entdeckt werden können. Gegenüber über der Baßgeige spickt ein Stück des Hohenneuffen und des aufgelassenen Steinbruchs am Hörnle heraus.
Kommt man vom Aussichtspunkt zurück zum HW 1 führt ein schmaler Pfad ohne Bezeichnung geradeaus in den Wald. Nach ca. 25 m trifft dieser auf einen ebenfalls nicht markierten Waldweg, diesem nach links allmählich abfallend folgen. Nach ungefähr 250 m, wenn der Weg wieder eben wird, zweigt nur schwach erkennbar ein kleiner Pfad nach rechts ab. Dieser endet am Herzogsbrünnele. (4)
Nach diesem Abstecher geht es zurück vom Brunnen zum Waldweg. Dort nach links abbiegen und ca. 50 m den zuvor begangenen Weg zurückwandern. Dann weglos nach rechts (westwärts) durch den Wald Richtung HW 1 gehen. Fundamentreste zeugen von der Vergangenheit der Segelflieger (5).
Wieder zurück auf dem Naturpfad des HW 1 folgt man dem roten Dreieck weiter Richtung Teck. Nach ca. 400 m wird eine erste Wegkreuzung erreicht. Hier geht links der spätere Rückweg zum Parkplatz mit liegendem roten Y ab. Um zur Teck zu gelangen hält man sich aber an die Bezeichnung „hochgehadelt“ und geht erst kurz nach rechts und dann gleich wieder links die geschotterte Fahrstraße bergan. Nach ca. 100 m links vom Weg abbiegen. Hier wird die Sage von Sibylle lebendig
(6). Weiter dem schmalen Weg um den Burgfelsen folgen. Über Stufen wird der Eingang zur Burg erreicht. Durchs Burgtor erreicht man den großen Burghof. In der Gaststätte kann eingekehrt werden (vorher Öffnungszeiten prüfen!). Der Aufstieg zum Aussichtsturm ist sehr lohnend.
Nun die Burg wieder verlassen und über die geschotterte Fahrstraße bergab wandern. Vor der ersten Kehre nach rechts abbiegen und an der zuvor passierten Kreuzung dem liegenden, roten Y Richtung Owen folgen. Nach gut ¼ Stunde wird der Parkplatz Bölle wieder erreicht.
Informationen für unterwegs:
(1) Bereits 60 m vor der in der Wegbeschreibung erwähnten Schranke gibt es eine Kuriosität zu entdecken. Zwischen den Waldabteilungen „13/2 Sybillenhalde“ und „13/5 Sattelbogen“ befindet sich eine senkrecht nach oben führende Schneise. Zu sehen sind die Überreste eines ab 1941 bis 1944 benutzten Schrägaufzugs, mit dem Segelflugzeuge zum Startplatz auf dem Gelben Fels gebracht wurden.
(2) Aussichtspunkt ins Lenninger Tal. Hier wurde der Albtrauf durch die Lenninger Lauter mächtig zerlappt. Talabwärts erstreckt sich eine Wacholderheide. Eine Kulturlandschaft, die durch Schafbeweidung entstanden ist. Der im Tal gelegene Bergkegel „Bühl“ ist ein durch zwei Nebenbäche der Lauter abgeschnürter Zeugenberg. Gegenüber erhebt sich die Bassgeige, deren Name sich im Luftbild erklärt. Rechts am Fuß der Bassgeige sind Engelberg und Spitzberg zu erkennen. Zwei Vulkanpfropfberge, Überbleibsel des vor 17 Millionen Jahren aktiven Schwäbischen Vulkans.
(3) Höhleneingang zur Veronika-Höhle: Der Sage nach wohnte vor mehr als 500 Jahren Verena Beutlin mit ihren zwei Buben in dieser Höhle. Der Vater der Kinder war ein verheirateter Mann aus Beuren. Immer wenn die Nahrungsvorräte zur Neige gingen, befestigte die Mutter ein rotes Tuch oben bei den Felsen. Dann kam der Vater aus Beuren mit einem Korb voll Nahrungsmittel bei Dunkelheit hoch zur Veronikahöhle und versorgte so seine Lieben. Die Bürger in Owen hatten keine Ahnung davon. Wenn über dem Fels Rauch aufstieg, dachten sie, ein paar Nebelschwaden hingen über dem Berg. Irgendwann eines Winters hatte es so viel Schnee, dass der Mann aus Beuren nicht zur Höhle kommen konnte, obwohl er das Tüchlein sah. Die Mutter und ihre Jungen hungerten und als die Not zu groß wurde, gingen die Buben nach Owen und bettelten um Essen. Die Owener wunderten sich über die fremden Kinder und fragten nach, woher sie kämen. Arglos gaben die beiden Antwort. Der Bevölkerung war schnell klar, dass es sich nur um eine Hexe handeln konnte. Sie gingen zum Gelben Fels und zogen Verena aus ihrer Höhle, richteten über sie und verbrannten sie auf dem Scheiterhaufen. Die Jungen wurden in Beuren getauft und zu rechtschaffenen Männern erzogen.
(4) Eine Quelle auf dem verkarsteten Hochplateau der Teck ist eine besondere Rarität. Das Wasser sammelt sich auf den undurchlässigen Tonen des Weißjura gamma und tritt hier zu Tage. Führt heute allerdings nicht immer Wasser. Bereits gegen Ende des 16. Jht. diente diese Quelle als Viehtränke, für die Rinder, die auf der Teck weideten. Martinus Crusius schrieb in seiner Schwäbischen Chronik: „… dass auf einem so hohen Berge, … so viel Wasser von selbst hervorquillet, dass täglich 60 Stück Vieh nach Überfluss davon trinken können….“. Unter Herzog Friedrich I. wurde die Viehzucht in der Region um die Teck fachmännisch aufgebaut. Oben auf dem Teckberg stand ein Viehhaus. Ende des 17. Jht. brachte die Zucht eine eigene Rinderrasse hervor: den Teck-Schlag, der als ausdauernd und geschickt zur Arbeit beschrieben wird. Neben dem Herzogsbrunnen bietet sich noch ein schöner Ausblick auf Breitenstein und Limburg.
(5) Hier sind Fundamentreste der 16 x 30 m großen, 1934 erbauten Flugzeughalle zu entdecken. Hier wurden bis Anfang 1945 die Segelflieger untergestellt, die anfangs hochgetragen und ab 1941 mit dem Schrägaufzug nach oben gebracht wurden. Die Schneise des Aufzugs ist auch auf dem folgenden Weg von oben erkennbar. Gestartet wurde mittels Gummiseil.
(6) Burg Teck – Wanderheim des Schwäbischen Albvereins
Der Pfad zur Teck führt durch den ehemaligen Burggraben. Beim Bau einer Burg im Mittelalter, wurden die Steine des Burggrabens gleich für den Bau der Gebäude und Ringmauern verwendet.
Dem Pfad um die Teck herum folgen. Direkt unter dem Teckturmfelsen liegt die 35 m lange und bis 9 m hohe Sibyllenhöhle. Ihr Eingang wurde erst vor wenigen Jahren mit Hilfe hrenamtlicher des Albvereins und finanzieller Unterstützung durch die Privatbrauerei Dinkelacker gut begehbar gemacht. Der Sage nach wohnte hier vor langer Zeit Sibylle auf der Teck in ihrem unterirdischen Schloss. Sie war sehr weise, wohlhabend und mildtätig. Alle Armen, die sich an sie wandten, wurden mit Rat und Gaben unterstützt. Aber sie hatte drei Söhne, die waren nicht wohlgeraten. Die drei bauten eigene Burgen auf dem Wielandstein, dem Diepoldsfelsen und dem Rauber und beschlossen ihr Leben als Raubritter zu finanzieren. Der Jüngste auf dem Rauber war der Schlimmste. Als er sogar seine Mutter und seine eigenen Brüder bestahl, hielt es Sybille hier nicht mehr aus. Eines Abends fuhr sie mit ihrem goldenen Wagen, gezogen von zwei Katzen, aus der Höhle und durch die Lüfte. Niemand weiß wohin. Aber überall im Tal, wo der Wagen die Erde berührte, wächst noch heute das Gras und die Frucht besser als sonst wo. So ist die Sibyllenspur bis heute als Andenken an sie geblieben.
Von der mittelalterlichen Burg ist fast nichts mehr erhalten. Am Eingang befinden sich vier Wappen. Das erste weist auf den Erbauer Herzog Konrad von Zähringen hin, der von 1122 bis 1152 die Burg erbaute. Rechts daneben ist das Wappen der Herzöge von Teck. Adalbert, ein jüngerer Sohn der Zähringer ließ sich mit der Burg abfinden und nannte sich fortan „Herzog von Teck“. Nach dem Aussterben der Zähringer und Staufer waren die Herzöge von Teck die vornehmsten Adligen in Schwaben und häufig im Gefolge der deutschen Könige. Sie besaßen aber nur ein kleines Herrschaftsgebiet. Ein standesgemäßes Auskommen war somit finanziell nicht möglich. So wurde die Burg Ende des 14. Jht. an die Württemberger Grafen verkauft, worauf das dritte Wappen hinweist. Die Burg wurde im Bauernkrieg zerstört und abgebrannt. Erst Ende des 19. Jht. begann der Verschönerungsverein Kirchheim mit der Errichtung eines Aussichtsturms. 1941 erwarb der Schwäbische Albverein den Berggipfel samt Burg und baute 1953/55 ein Wanderheim auf die Burgmauern. Gleichzeitig wurde der Aussichtsturm auf dem Stumpf des alten Burgturmes modernisiert. Daran erinnert das vierte Wappen. Von hier oben auf 775 m Berghöhe plus Turm bietet sich eine herrliche Sicht nach Südwesten entlang des Albtraufs, wo hinter der Baßgeige der Neuffen majestätisch thront. Auf der anderen Seite erheben sich die drei Kaiserberge im Albvorland und Richtung Weilheim sind Limburg und Breitenstein sichtbar. Richtung Norden ist das Neckartal und der Großraum Stuttgart wie ein Buch aufgefaltet und unten im Lautertal ist im Frühsommer die Sibyllenspur als dunkler Doppelstreifen erkennbar. Archäologen deuten sie als römischen Limes aus dem 2. Jht. Die Limesgräben haben sich über die Jahrhunderte mit Humus verfüllt, so dass das Getreide hier kräftiger wächst.
Weitere Informationen über die Burg Teck:
Wanderheim Burg Teck
Aussichtsturm Burg Teck
Pächter Burg Teck
Einkehrmöglichkeit:
Burg Teck, siehe unter „Weitere Informationen“