Rund um Lenningen
Start und Ziel: | Parkplatz mit Bushaltestelle in der Ortsmitte von Lenningen-Brucken |
Strecke: | 18,7 km |
Höhendifferenz: | 660 m |
Reine Gehzeit: | 6 1/2 Std. |
Typ: | Rundwanderung |
Verfasser: | Harald Lübke |
Topografische Karte: 1:25 000, W238 Metzingen
„Rund um Lenningen“ führt um den Bereich, wo sich das Lenninger Tal verengt. Wir befinden uns dabei im „UNESCO Global Geopark“ sowie im „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“. Die Landschaft ist geprägt durch den schroffen Albtrauf des Oberen Jura, die unterhalb liegenden Streuobstwiesen und einigen Zeugen des Schwäbischen Vulkanismus.
Start ist am Parkplatz in der Ortsmitte von Lenningen-Brucken. Ein geschnitztes Schild weist den Weg entlang der Oberen Straße zum Haltepunkt Brucken der Eisenbahn von Kirchheim nach Lenningen. Unmittelbar hinter der Lauterbrücke, die dem Ort seinen Namen gab, gleich rechts ab in die Straße „Am Mühlbach“. Dieser folgt man 150 m bis zu einem Fußweg, der links zu den Bahngleisen abzweigt und diese überquert (hier ist der Einstieg für Bahnreisende). Weiter geht es auf dem nach rechts ansteigenden Wirtschaftsweg in die Streuobstwiesen bis unterhalb des Wasserbehälters der HW 1 erreicht wird, dem wir nun ein gutes Stück folgen.
Die breite Kuppe des Feuerbölle ist bald im Blick. Ein kurzer Abstecher – entlang des Zaunes einer Obstwiese – ist lohnenswert.
Zurück auf unserem Weg wandern wir – immer dem HW 1 folgend – hinauf zum Brucker Fels. Auf dem Weg sind sowohl regelmäßig geschichtete Kalksteinbänke als auch ungeschichtete „Massenkalke“ zu sehen. Siehe Schwäbische Alb.
Den Brucker Fels verlässt man nicht ohne die weite Aussicht zum Teckberg und bis Stuttgart zu geniessen.
Vom Brucker Fels aus dem HW 1 weiter folgend, kommen wir am Albtrauf entlang zum nächsten Ziel: das Tor G des keltischen Heidengrabens bei Erkenbrechtsweiler.
Hier verlassen wir den HW 1 und es geht mit der Markierung „-<“ (Gabel) weiter am Albtrauf entlang über den Betzenjörgfels, an den „Höllenlöchern“ (eingestürztes Plateau), beim Schrofelfels vorbei zum Kammfels mit schönem Blick in den Talabschluss des Lenninger Tales bei Gutenberg, zu den Wielandsteinen und den Teckberg.
Der Weg zieht am Albtrauf entlang weiter bis zur Überquerung der Hochwangsteige.
Von der Straße aus, den Pfad in den Wald hineinnehmen. Bald wird das Kesselfinkenloch erreicht.
Weiter der „Gabel“ folgend und an eindrucksvollen Felsformationen vorbei wird nach Austritt aus dem Wald bald die Abzweigung zum Konradfels/Oberlenningen erreicht – jetzt der Markierung „rote Raute“ folgen.
Am Ende des Abstiegs wird die alte Steige von Oberlenningen nach Grabenstetten erreicht. Hier links ab, weiter der Raute folgen. Für eine Rast bietet sich der Bereich um die Bank am Waldrand an. Dort hat man einen schönen Blick auf Oberlenningen und die Papierfabrik Scheufelen, die den Ort und das Lenninger Tal geprägt hat.
Wenig später ist Oberlenningen erreicht. Auf Schleichwegen umgehen wir die viel befahrene B465, die den Ort durchschneidet: bei der Nikomödienstraße die Markierung nach rechts verlassen, dann links in den Fußweg zur Gutenberger Straße. Dort die B465 nach links überqueren. Gleich darauf rechts in die Kugelstraße. Über den Fußweg linker Hand weiter zur Lauterbrücke, danach wieder links unterhalb des Sportplatz-/Freibadgeländes weiter zum Heerweg. Hier ein kurzes Stück nach rechts auf den Heinrich-Scheufelen-Platz, den wir über die Buchsstraße Richtung Schulgelände verlassen. Zwischen den Gebäuden der Realschule hindurch oberhalb des Friedhofs von Oberlenningen rechts weiter und geradeaus auf den Fußweg Richtung Mittagsfeld (ohne Markierung).
Mit Eintritt in den Wald steigt der breite Weg knackig an. Nach ca. 300 m bei einem „Steinmännchen“ den insgesamt etwas flacheren Aufstieg scharf links wählen und bald nach rechts weiter. Durch einen zuletzt wieder steilen, engen Talschluss mit schönen Felsformationen wird über einen Zick-Zack-Weg der Albtrauf erreicht. Hier halten wir uns links. Auf dem flachen Weg zum Mittagsfels Aussicht ins Lenninger Tal und zu den Wielandsteinen.
Immer noch ohne Markierung geht es am Albtrauf weiter Richtung Engelhof. Ein kurzes Stück nachdem wir einen breiten, hellen Schotterweg erreichen, haben wir einen schönen Blick mit ungewohnter Perspektive: der Gelbe Fels links vom Teckberg und rechts davon die Burg Teck.
Beim Engelhof nicht der Markierung „rote Raute“ zur Diepoldsburg folgen, sondern links entlang der Viehweide ein Stück Fahrstraße nach Unterlenningen hinunter gehen. Vor der ersten Linkskurve die Straße verlassen und rechts den Waldweg geradeaus noch einmal kräftig hoch auf den breiten Rücken der oberen Diepoldsburg.
Dort links halten und entlang des breiten Weges bis zur Wiese mit Feuerstelle bei der unteren Diepoldsburg. Die Aufstiege sind nun geschafft!
Vor der Brücke auf den Rauber zieht der HW 1 auf schmalem Weg in Richtung Burg Teck zum Sattelbogen.
Der Abstieg vom Sattelbogen zurück nach Brucken (jetzt wieder Gabel -<) ist ein gutes Stück asphaltiert; doch der Blick auf den Gelben Felsen am Teckberg entschädigt uns dafür.
Im Ort erreicht der Rinnenweg die Bergstraße. Diese links hinauf und bald rechts in die Bühlstraße bis zur Poststraße. Hier wieder links ab und beim Friedhof den Durchgang zum Gasthaus Krone nach rechts hinunter zum Ausgangspunkt.
Informationen für unterwegs:
Lauterbrücke Brucken
wichtige, alte Verkehrsverbindung aus dem Lenninger Tal auf die Alb nach Erkenbrechtsweiler. Hier liegt auch der älteste Teil der Ortschaft.
Feuerbölle (Bölle)
Das Feuerbölle (Bölle) ist ein 15 Millionen Jahre alter Förderschlot des „Schwäbischen Vulkans“. Ein dort früherer existierender Steinbruch wurde bald aufgegeben und erschließt nun eine Besonderheit: liquidmagmatisches Gestein im Basalttuff, das man beim Durchgang zwischen den Felsen gut erkennen kann.
Schwäbischer Vulkan
im Gebiet Urach – Kirchheim wurden rund 350 Vulkanschlote nachgewiesen, die vor 11-17 Millionen Jahren entstanden sind. Magma drang druch die Spalten in die oberen Gesteinsschichten. Bei Kontakt mit Grundwasser verdampfte es explosionsartig und ließ große Sprengtrichter wie beim Randecker Maar und Schopflocher Torfmoor. Aber auch viele kleine Schlote entstanden. Auch die Limburg bei Weilheim/Teck ist Zeuge des schwäbischen Vulkanismus.
Nicht dagegen die Achalm bei Reutlingen, obwohl sie so aussieht.
Die Schwäbische Alb
ist ein ca 40 km breites und 200 km langes Kalkgebirge vom Hochrhein bis Nördlinger Ries. Entstanden vo 205 – 140 Millionen Jahren.
Oberer Jura
Regelmäßig geschichtete Kalksteinbänke =
Ablagerungen kalkiger Schalen bzw. Skelettbildungen tierischer und
pflanzlicher Organismen.
Ungeschichtete, harte Kalke (Massenkalke / „Schwammstotzen“ = Aussichtsfelsen) = Ergebnis riffbildender Organismen am Meeresgrund, kalkabscheidender Algen und Schwämme, Korallen
Mittlerer Jura
Tone, Mergel, Sandsteine am Hangfuß der Alb.
Anhaltspunkt ungefähr „bei den Streuobstwiesen“;
teilweise so eisenhaltig, dass sich Abbau gelohnt hat
-> 1395 Vorläufer der Schwäbischen Hüttenwerke gegründet.
Unterer Jura
Tonig-mergelig, dunkel.
Baut das Vorland auf Posidonienschiefer
in Holzmaden
Brucker Fels
Die Schwäbische Alb „ging mal bis mindestens kurz vor Stuttgart“: der Vulkanschlot bei Scharnhausen (vom Brucker Fels gesehen Nähe Flughafen), 23 km nördlich vom heutigen Albtrauf, enthält nach neuester Forschung jedoch keine Gesteinsfragmente des Oberen Jura.
Heidengraben
Der Heidengraben ist eine keltische Befestigungsanlage aus der späteren Siedlungsperiode (120 – 80 v. Chr.) an der Stelle, wo der Weg vom Lenninger Tal auf die Albhochfläche kommt. Das Tor sicherte – zusammen mit anderen Befestigungen und dem Steilabfall der Alb – das bedeutende keltische Oppidum = befestigte Stadt mit der „Elsachstadt“ zwischen Grabenstetten und Hülben als Zentralort. Wirtschaftliche Beziehungen gab es bis in den Mittelmeerraum (Weinamphoren, Glasobjakte, …). Bei Erkenbrechtsweiler wuurde ein Zangentor mit Pfostenschlitzmauer nachgebildet. Ein Vorbereich ist erkennbar, z. B. für Fuhrwerke und Händler aus dem Lenninger Tal geeignet.
Die keltische Besiedlung ist ab ca. 1 000 v. Chr. Belegt (Gräber bei BUrrenhof), jüngstes Grab dort 450 v. Chr.
Warum das Oppidum bereits nach kurzer Zeit aufgegeben wurde, ist nicht bekannt.
Hinweis zur Infrasruktur von Albdörfern am Beispiel Erkenbrechtsweiler:
1803 Beurener Steige gebaut, 1910 erste Stromversorgung, 1919 Anschluss an die Wasserversorgung.
Zuvor wurde Oberflächenwasser oder Frischwasser aus dem Beurener Brünnele genutzt. Das bedeutete: Frischwasser musste mindestens 200 m weit eimerweise in den Ort hoch getragen werden.
Hochwang
ist eine relativ junge Siedlung, die Anfang der 1950er Jahre gegründet wurde, um die Wohnungsnot im Lenninger Tal zu beheben. Z. B. hatte Oberlenningen vor dem Krieg 1 500 Einwohner, in 1950 schon 2 000. Erste Ideen zur Gründung einer Oberlenninger Siedlung auf der Alb im Frühjahr 1951.
Ein Jahr Später Baubeginn Hochwangsteige und Ausschreibung der Bauplanung von Hochwang als Gartensiedlung. Preisrichter u. a. Bonatz (Stuttgarter Hauptbahnhof).
Bereits im September 1952 Baubeginn (noch ohne Wasserversorgung und Straßenanbindung).
August 1953 zieht erste Familie ein.
August 1954 Hochwangsteige wird eingeweiht. Bis dahin keine Verbindungsstraße von Erkenbrechtsweiler ins Lenninger Tal.
2/3 der Hochwanger aus ehemaligen Ostgebieten (Stand 1966).
Ohne das Engagement von K. H. Scheufelen und Unterstützung duch die Papierfabrik Scheufelen und der beteiligten Gemeinden wäre die Siedlung nicht entstanden. Ob diese Projekt heute in solch kurzer Teit realisierbar wäre?
Kesselfinkenloch
Das Kesselfinkenloch ist ein 15 m tiefer Einsturz einer durch Erosion zu dünn gewordenen Höhelndecke mit einer Naturbrücke. Es könnte evtl. eine Verbindung zur Falkensteiner Höhle bestehen. Der Name soll zurückgehen auf einen Kesselflicker namens Fink, der im 30-jährigen Krieg hier Zuflucht habe. Es liegt bereits auf der Gemarkung Grabenstetten, das in der Besatzungszeit zur französischen Zone gehörte. Erkenbrechtsweiler und die Gemeinden im Lenninger Tal lagen in der amerikanischen Zone. Eine Zonengrenze gab es also auch einmal auf der Alb.
Konradfels
Der Konradfels ist ein isolierter Fesl aus Vulkangestein und ist im Vergleich zu den hellen Oberjura-Felsen auffallend dunkel gefärbt. Der Schlotstiel ist schön als Felsnadel aus dem Oberjura „heraus präpariert“.
Am Konradfels geht der Kompass falsch! Der Vulkantuff enthält einen hohen Anteil magnetischer Mineralien; starke zusätzliche Magnetisierung durch Blitzschlag ist zu vermuten. Am südlichen Hangfuß zeigt die Magnettafel eine Missweisung um 180°. Dies lässt sich gut mit dem Kompass ausprobieren.
Papierfabrik Scheufelen Oberlenningen (PSO)
Der Lehrer Karl Scheufelen übernahm 1855 eine bereits existierende Papiermühle. Aus der kleinen Papiermühle mit 5 Arbeitskräften entwickelte sich ein innovatives Unternehmen, das ab 1895 als Erste deutsche Kunstdruck-Papierfabrik firmierte. Scheufelen wurde das führende Unternehmen zur Herstellung von Kunstdruckpapieren in Europa.
1928 hatte Scheufelen erstmals mehr als 1 000 Mitarbeiter; 1955 mehr als 2 000.
1967 beauftragte die NASA die PSO mit der Herstellung von schwer entflammbarem Papier.
1969 fliegt es an Bord von Apollo 12 zum Mond.
Vor allem wegen gestiegener Energiekosten musste ab 2008 mehrfach Insolvenz angemeldet werden. Abbau auf 100 Arbeitnehmer. Bis zur endgültigen Geschäftsaufgabe 2019 versuchte die Scheufelen GmbH die Produktion von Papieren, welche hauptsächlich aus Pflanzenfasern hergestellt werden; es fehlte jedoch der Absatzmarkt und Investoren.
In 2020 Gründung des Forschungszentrum „Technikum Laubholz“ im Fabrikgelände. Ziel: Entwicklung klimafreundlicher, umweltverträglicher Materialien aus Laubholz wie Carbon- und Textilfasern.
Wielandsteine
Bei den Wielandsteinen handelt es sich um die Reste von insgesamt 5 eng beieinander liegenden Burgen. Einst war es die umfangreichste zusammenhängende Burgengruppe der Schwäbischen Alb. Heute sieht man nur noch die Ruine des „Hinteren“ Wielandstein. Seit einem Bergsturz in 2015 kann man die Wielandsteine aus Sicherheitsgründen derzeit (2019) nicht betreten.
Baubeginn war um 1150 mit dem Alt- und dem Hinteren Wielandstein; ein Jahrhundert später wird der Alt-Wielandstein und ein „Zwischen-Wielandstein“ aufgegeben und der vordere und der mittlere Wielandstein gebaut. Ritter Bertold von Wielandstein wird in einer Urkunde 1279 erstmals „Swehler“ = Schwelger – auch Säufer – genannt. Gegen 1350 wird auch der vordere Wielandstein aufgegeben. Der hintere Wielandstein wird im Bauernkrieg 1525 von den Kirchheimer Bauern vollends verwüstet. Die Steine werden zum Bau von Neubauten in Bissingen und Oberlenningen verwendet.
Diepoldsburg („Rauber“)
Die Ruine Diepoldsburg ist eine Doppelburg, die aus der Oberen Diepoldsburg und der Unteren Diepoldsburg („Rauber“) besteht. Die Burg soll um 1210 erbaut worden sein. Im 16. Jahrhundert ist die Burg verfallen.
Obere Diepoldsburg
Von der Oberen Diepoldsburg ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Von der Kernburg wurde die Schildmauer zum Teil wieder aufgebaut.
Untere Diepoldsburg („Rauber“)
Die etwas jüngere Untere Diepoldsburg liegt, etwa 100 m von der Oberen Diepolsburg entfernt, am Ende des felsigen Bergkammes. Die Anlage wird durch einen 15 m breiten Graben vom Grat abgeschnitten. Im inneren der Mauer ist als einziger Bebauungsrest eine Zisterne geblieben. Den Zweitnamen Rauber bekam die Burg wegen ihrer Nutzung als Raubritterburg.
Einkehrmöglichkeiten
Unterwegs Wiese mit Feuerstelle bei der unteren Diepoldsburg