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Hutewald und Jagdrevier

13,6 km | 190 Höhenmeter
Kategorie 2: leicht – mittel i
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Tourenfakten
Start und Ziel: Großer Parkplatz am Ortseingang von Bebenhausen,
an der L 1208, 72074 Tübingen-Bebenhausen
Strecke: 13,6 km
Höhendifferenz: 190 m
Reine Gehzeit: 4 Std.
Typ: Rundwanderung
Verfasser: Thomas Klemm
Wegbeschreibung

Top. Karte: 1:25 000, W237 Tübingen Schönbuch

Naturerlebnis Schönbuch

 
Waldnutzung früher und heute
Auf der Rundwanderung von Bebenhausen über die königliche Jagdhütte kann man viel über die Geschichte der Waldnutzung der letzten 300 Jahre erfahren.
In dieser Zeit hat sich der Wald von einer Waldweide über ein Jagdrevier des Hochadels bis hin zu einem Naherholungsziel des Großraums Stuttgart – Herrenberg – Tübingen entwickelt.
Anhand verschiedener Stationen wird die Nutzungsgeschichte gezeigt.

Die Waldweide (Hutewald)
Frühe Beschreibungen des Weidewalds stammen aus der Zeit um 1700.
So ist für 1714 ein Viehbestand von ca. 15.000 Stück in mehr als 100 Herden beschrieben. Goethe schien 1797 auch beeindruckt von der „Waldlandschaft“ gewesen zu sein, als er von seiner Fahrt von Stuttgart in die Schweiz „nur einzelne Eichbäume auf der Trift (Weide)“ in der heutigen Waldregion vorfand.
Die Waldweide kann an der Wiese hinter der Becklesgartenhütte gesehen werden. Neben den Weideflächen waren die wichtigen Baumarten der Waldweide Eichen und Buchen, die für die in den Wald getriebenen Mastschweine einen reichlich gedeckten Tisch boten. Diese Baumarten befinden sich entlang den Bebenhäusener Sträßle.
Aktueller Fin Fakt: bei Herrenberg wurden 2019 eine Herde Galloway Rinder auf eine eingezäunte Waldweide gebracht.

Das Jagdrevier
1812 lädt König Friedrich zu einem Dianen Fest bei dem 823 Stück Wild zur Strecke gebracht wurden.
1849 mussten die Herrscherhäuser ihr Jagdprivileg abgeben, woraufhin Prinz Wilhelm von Württemberg ab 1866 den Schönbuch als Jagdrevier pachtet. Der Schönbuch wird zum ersten Naherholungsziel für „Stuttgarter“.
1888 lässt er auf dem Steingart, mit 560 m eine der höchsten Erhebungen im Schönbuch, eine Jagdhütte errichten. Diese Hütte ist in den folgenden Jahrzehnten ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt für die Jagdgesellschaften des 1891 zum König gekrönten Prinzen, der ein leidenschaftlicher Jäger war.
Die Aussicht, die man von der Jagdhütte aus genießen kann, tut ihr Übriges dazu, dass sie bis heute ein beliebtes Ziel für Wanderungen und Radausfahrten ist.
Fakt: Allein im Jahr 1888 wurden 262 Stück Wild erlegt. Bereits zu dieser Zeit war Wildschaden ein großes Problem, so dass schon zu dieser Zeit Wildzäune errichtet wurden.

Weitere bekannte Persönlichkeiten, die die Jagdhütte nutzten:

  • Bundeskanzler Georg Kiesinger (BK 1966-1969), welcher nicht selten der Wochenendpolitik der Bundesrepublik auf der königlichen Jagdhütte nachging.
  • Hofmarschall von Plato, dem die Plato Eiche gewidmet ist.

Einen kurzen Abstecher weg von der Jagdhütte befindet sich das „Königsbrünnele“ (Königsbrunnen), der vermutlich 1870 Errichtet wurde. Es ist ein idyllischer Punkt, gut versteckt im Wald. Und ideal zum Fotografieren.

Die Nutzung heute

  • Heute stellt der Naturpark Schönbuch in wichtiges Naherholungsziel der Metropolregion Stuttgart dar.
  • Ein umfassendes Wander- und Radwegenetz durchzieht den Schönbuch. Auf der Strecke kreuzen und folgen wir mehrere MTB-Strecken.
  • Am Punkt Teufelsbrücke sehen wir en großes Feuchtbiotop neben einer Grillstelle, direkt an einer Kreuzung. Diese Stelle ist im Sommer sehr beliebt und kann von 4 Seiten aus erreicht werden. Hinweistafeln zu weiteren „Phänomenen“ laden zu weiteren Erkundungen des Naturparks Schönbuch ein.
  • Auf der Strecke genießen wir das was die Naherholung heute ausmacht. Entlang des Golderbachs hören und sehen wir eine Vielzahl von Vögeln und lauschen dem Plätschern des Baches, ein Phänomen, das in unserer hektischen Welt kaum noch wahrgenommen wird bzw. werden kann.
  • Fun Fakt: in den 1960iger Jahren wurde darüber nachgedacht, den Stuttgarter Flughafen in den Schönbuch zu verlegen. Erst 1972 wurde dagegen entschieden.

 

 

Vom Parkplatz folgen wir dem Fußweg bis zum Ortsrand von Bebenhausen. Hier wenden wir uns am Wegweiser „Alte Straße“ nach links und wandern ins Goldersbachertal dem Wegweiser „Königliche Jagdhütte“ folgend.

Nach ca. 25 Minuten Wanderzeit auf einem geteerten Weg, vorbei an 2 Feuchtbiotopen und etlichen Brückenübergängen über der Goldersbach, erreichen wir eine Grillstelle, ab der sich das Tal gabelt. Hier wenden wir uns nach links und folgen über eine weitere Brücke, dem Bebenhäuser Sträßle in Richtung Becklesgartenhütte in das Bebenhäuser Tal. Der Weg führt entlang des Arenbachs bis zu einem Wildgatter. Hier betreten wir den „inneren“ Berecih des Landschaftschutzgebietes Schönbuch.

Nach etwa 35 Minuten auf dem Bebenhäuser Sträßle erreichen wir die Becklesgartenhütte, eine Grillstelle mit Tischen und Bänken, an der eine erste kurze Rast eingelegt werden kann. An der Weggabelung bei der Grillstelle wenden wir uns nach rechts und folgen dem zunächst sanften Anstieg biszum Naturdenkmal Plato Eiche. Hier halten wir uns links und folgen dem kurzen Anstieg bis wir nach ca. 350 m mit den Abzweig nach rechts den letzten Anstieg vor der Jagdhütte erreicht haben. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir die Jagdhütte und haben somit mit 535 m den höchsten Punkt der Wanderung erreicht. Hier werden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt. In der Ferne ist die Burg Hohenzollern am Rande des Albtrauf zu sehen. Lässt man den Blick nach rechts schweifen erkennt man die Burg Hohenneuffen. Und wenn man von der linken Verandakante der Jagdhütte das Gedicht zur Kapelle gelesen hat, erkennt man die Wurmlinger Kapelle direkt über den Wipfeln, vor der Erhebung der Burg Hohenzollern, stehen. Der Platz vor der königlichen Jagdhütte lädt mit ausreichenden Sitzgelegenheiten und Tischen zu einer ausführlichen Rast ein, die mit Blick auf die Schwäbische Alb erahnen lässt, warum Prinz Wilhelm II. hier im Jahr 1888 die „Jagdhütte Schönbuch“ errichten ließ.

Nach der Rast gehen wir rechts an der Jagdhütte, vorbei an der „Signaleiche“ und einigen kleineren Wellingtonien, über die Anhöhe „Steingarten“ bis zu einer Wegkreuzung.
Hier gehen wir wieder nach rechts und finden nach ca. 30-40 m einen schmalen Durchgang im Gebüsch, hinter dem wir einen Natudpfad finden, der uns nach wenigen Minuten zu einer kleinen gefassten Quelle, dem Königsbrunnen, führt. Hier kann man für ein paar Minuten die Ruhe und Idylle des Kleinods mitten im Wald genießen.

Vom Königsbrunnen gehen wir den Pfad wiedre zurück zur Wegkreuzung und folgen dann dem Weg rechts hinunter bis zum nächsten Querweg, dem wir nach links folgen. Nach ca. 10 Minuten auf ebener Strecke biegt der Weg nach rechts und wir wandern talwärts bis zur nächsten Querung, der wir nach rechts folgen und nach rund 25 Minuten die Teufelsbrücke links unter und erblicken.

An der Teufelsbrücke angekommen, haben wir die Gelegenheit einen Blick auf einen kleinen mit Schilf umsäumten Teich zu werfen. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit hoch, eine Ringelnatter durch das Schilfgras schlängeln zu sehen.

Ab hier begeben wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Wannderung. Wir folgen dem gemütlichen vor sich plätschernden Goldersbach talwärts auf der linken Uferseite, bis wir an der Tellerbrücke auf den, von rechts kommenden, Radweg stoßen. Ab hier teilen wir den Weg für etwa 20 Minuten mit den Radfahreren bis wir zu einem Wildgatter kommen, durch das wir den Inneren Bereich des Schönbuchs wieder verlassen.

Hier kommen wir wieder an die Grillstelle, die wir schon zu Beginn unserer Wanderung gesehen haben. Dem Weg talwärts folgend erreichen wir nach ca. 20 Minuten, von wo es nur noch ein paar Minuten zum Parkplatz sind, an dem die Wanderung endet.

Optional:
Das Schloss / Kloster Bebenhausen kann geführt besichtigt werden. Dazu finden stündlich Führungen statt, die ca. 45 Minuten dauern. Derzeit gibt es nur eine max. Personenbegrenzung von 25 Personen. Bitte Beachten: Im Schloss gilt das Tragen von medizinischen Masken weiterhin als Pflicht. Eintrittspreis: 8 €/Person (Stand 13.2.2023).

 

Informationen für unterwegs:

Goldersbachertal
Der Goldersbach ist ein Bach im zentralen Baden-Württemberg, der im Stadtgebiet von Tübingen von links in die Ammer mündet. Er verläuft nahezu vollständig innerhalb des Naturparks Schönbuch. Das Einzugsgebiet umfasst eine Fläche von 73 km² und damit knapp die Hälfte des Naturparks.
Da der Goldersbach einer der wenigen noch unverbauten Bäche in Baden-Württemberg ist, findet man in seinem Tal einige seltene Arten, wie z. B. den schillernden Eisvogel. Im Bach leben seltene und stark bedrohte Fischarten wie die Groppe, die Bachforelle oder das Bachneunauge. Der Steinkrebs ist Anfang der 90er Jahre der Krebspest erlegen.
Der Goldersbach führte in den vergangenen Jahrhunderten in Tübingen-Lustnau mehrmals zu starken Hochwassern. Sein Abflussverhalten wurde vom Geologischen Institut der Universität Tübingen in den 1980er-Jahren intensiv untersucht. Zur Diskussion stand damals die Errichtung eines Stausees im Goldersbachtal. Ein Staudamm hätte jedoch stark in die Landschaft und in die Umwelt eingegriffen und fand keine Zustimmung in der Bevölkerung. Stattdessen wurde ein Regenrückhaltebecken geplant. Ein Teil des Tals zwischen Bebenhausen und Lustnau wurde mit Dämmen eingegrenzt, ein bewegliches Tor im Bereich der Straße kann bei Starkregen geschlossen werden, die Talaue kann temporär geflutet werden und nimmt dann als Regenrückhaltebecken das Hochwasser auf. Das Rückhaltebecken wurde im März 2012 eingeweiht.

Feuchtbiotop
Feuchtbiotope sind sensible und hochkomplexe Gebilde, die auf jeden Wandel reagieren und deshalb unseren Schutz benötigen.  Veränderungen im Wasserhaushalt oder Verschmutzungen der klaren Gewässer ziehen Konsequenzen bis hin zum Absterben der charakteristischen Lebensgemeinschaften nach sich. Selbst das unbedachte Betreten feuchter Flächen kann langfristige Schädigungen hervorrufen. Neben den aktiven Pflegemaßnahmen zu ihrem Schutz ist es deshalb wichtig, dass sich jeder Besucher des Naturparks Schönbuch darüber im Klaren ist, dass er Gast in einer Naturlandschaft ist, deren natürliches Gleichgewicht er nicht stören darf.  

Landschaftschutzgebietes Schönbuch
Fast der gesamte Naturpark Schönbuch ist als Landschaftsschutzgebiet erfasst.
Darüber hinaus gibt es im Naturpark eine Reihe von Schutzgebieten nach dem Wald- und dem Naturschutzgesetz des Landes Baden – Württemberg. Es sind dies Naturschutzgebiete, Waldschutzgebiete (Bann- und Schonwälder) und auch Naturdenkmale. In diesen meist kleinräumigen abgegrenzten Gebieten gelten ganz im Gegensatz zum Landschaftsschutzgebiet wesentlich strengere Vorgaben bezüglich der weiteren Nutzung.
Im Jahre 2001 wurde der Schönbuch mit angrenzenden Flächen als Teil des europaweiten Netzes „Natura 2000“, einem Netz von wichtigen Flächen für den Natur- und Artenschutz, an die Europäische Union gemeldet. Ausschlaggebend für diese Meldung war das Vorkommen seltener Pflanzengesellschaften auf den trockenen und feuchten Standorten und das Vorkommen europaweit seltener Waldgesellschaften.
Auch gefährdete Tierarten – wie manche Fledermäuse oder Käfer – führten zur Ausweisung dieses Gebietes.
Weitere Infos hier.

Naturdenkmal Plato Eiche
Die Plato-Eiche liegt an dem Weg Happsteige im Schönbuch auf Ammerbucher Gemarkung nahe der Grenze zur Entringer Gebiet.
Im ersten der unten aufgeführten Links wird die Namensgebung so erzählt, wie sie von Schönbuch-Naturführern auch beschrieben wird: An dieser Stelle soll der von 1891 bis 1904 als Oberjägermeister arbeitende Detlev Wilhelm August Freiherr von Plato (*1846 – †1917) die dort ausrutschende Königin Charlotte bei einem Jagdausflug vor dem Stürzen bewahrt haben, aber dabei diese aus Sicht des Königs Wilhelm II. etwas zu lange im Arm gehalten haben. Daraufhin wurde von Plato vom König nach Berlin versetzt.
Die dort heute stehende Eiche ist mutmaßlich zu jung um dort überhaupt ein besonderer Baum gewesen zu sein. Auch eine Pflanzung eines kleinen Baums damals scheint wegen des geringen Stammdurchmessers unwahrscheinlich.

Wurmlinger Kapelle
Die heutige Kapelle wurde als Saalbau 1680 errichtet. Romanische Krypta (frühes 12. Jhdt.).
Die Wurmlinger Kapelle ist in ihrer idyllischen Berglage ein Wahrzeichen für die Region und beliebtes Ausflugsziel. Gedichte von Ludwig Uhland, Nikolaus Lenau u.a. tragen zu ihrer Bekanntheit bei.
Sie liegt auf dem Kapellenberg (auch Wurmlinger Berg genannt) bei Wurmlingen im baden-württembergischen Landkreis Tübingen ist ein beliebtes Ausflugs- und Wallfahrtsziel.

Königliche Jagdhütte
Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Württemberg ließ im Jahre 1888 die „Jagdhütte Schönbuch“ – wie die Königliche Jagdhütte damals genannt wurde – errichten. Sie steht auf dem Plateau des Steingart und kann wohl als „geräumiges Blockhaus“ bezeichnet werden. Recht bescheiden ist die Hütte wohl deswegen ausgefallen, weil der auf Sparsamkeit bedachte Kronprinz sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, er habe zu viel Geld ausgegeben, zumal nach der Säkularisation das Abtshaus im ehemaligen Kloster Bebenhausen unter König Friedrich bereits zum königlichen Jagdschloss umgebaut worden war.
Die Königsjagdhütte wurde sogleich Lieblingsort des jagdlichen Geschehens des am 6. Oktober 1891 zum König von Württemberg gekrönten Prinzen. Über den Postbotenweg erhielt der König, wenn er auf der Königsjagdhütte weilte, wichtige Nachrichten.
Nichts desto trotz der nicht allzu prunkvollen Ausstattung wurde sie rasch gesellschaftlicher Mittelpunkt des jagdlichen Ge­schehens.

Signaleiche
Im Gelände der Jagdhütte steht die Signaleiche; der gleichnamige Vorgänger dieses Baumes stand außerhalb der jetzigen Einfriedung.

 

Einkehrmöglichkeiten

Grillstelle
nach etwa 25 Minuten

Becklesgartenhütte
Grillmöglichkeit mit Tischen und Bänken

Jagdhütte
Mit Tischen und Bänken

Schlusseinkehr in Bebenhausen



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