Vielfältige Gäulandschaft an der Würm
Start und Ziel: | Start: Markplatz, Darmsheim
Ziel: Schloss Dätzingen Mit VVS Bus-Linie 766 Weil der Stadt – Böblingen Abfahrt Dätzingen Rathaus, stündlich an allen Tagen |
Strecke: | 10,0 km |
Höhendifferenz: | 200 m |
Reine Gehzeit: | 3 Std. |
Typ: | Streckenwanderung |
Verfasser: | Johanna Hagedorn-Sautter |
Bei dieser Wanderung soll die landschaftliche Schönheit und Vielfalt der gewachsenen Kulturlandschaften des Heckengäus im FFH-Gebiet „Gäulandschaft an der Würm“ erkundet werden, gemeinsam mit den daraus entstandenen erhaltenswerten Lebensräumen für Flora und Fauna. In die Landschaft eingebettet sind Kunstwerke als Teil der modernen Kulturlandschaft.
Topographische Karte: 1: 35 000, Unteres Nagoldtal
Die Wanderung beginnt am Darmsheimer Marktplatz.
Der Weg folgt zunächst der Karlstraße bis zum Ortsausgang von Darmsheim. An einer großen Esche geht es auf geteertem Weg geradeaus weiter über den Unteren Tiefenweg. Der Weg kreuzt eine Stromtrasse und führt durch Streuobstwiesen zum Darmsheimer Wald.
Es geht nun auf breitem Fahrweg weiter geradeaus in den Wald hinein, bis ein unbeschriftetes Holzschild rechts auf einen schmalen Fußpfad weist. Diesem Pfad folgt der Weg bis zu einer Kreuzung an einer großen Streuobstwiese, die ringsum vom Wald umschlossen ist (Baumbergwiese). Ein Fahrweg verläuft rechts an der Wiese entlang bis zu einer weiteren Kreuzung mit historischem Wegzeiger. Hier trifft der Weg auf einen markierten Weg des Schwarzwaldvereins (blaue Raute).
Diesem Weg folgend nach links abbiegen Richtung Lehenweiler. Am Ende der Baumbergwiese beschreibt der Weg eine Linkskurve. Danach an einer Gewanntafel der Gemeinde Grafenau (III/8, Kieneberg) nach rechts abbiegen auf einen ungepflegten Waldweg. Dies ist noch immer ein Wanderweg, der auf diesem Abschnitt jedoch unmarkiert ist. Rechterhand ist hinter den Bäumen eine zweite, kleinere Wiese sichtbar. Nach etwa 200 m, kurz nach dem Ende der kleineren Wiese, biegt der Weg nach rechts ab, wiederum ohne Markierung und schwer zu erkennen. Er führt nun als schmaler Fußpfad in einer großen Linkskurve steil und rutschig den Berg hinab, bis er aus dem Wald heraustritt und den Blick auf das Würmtal und eine markante Metallskulptur freigibt. Am Waldrand geht es weiter bergab, dann wendet sich der Weg wieder nach links in den Wald hinein, wo er kurz danach am Wegweiser „Am Kieneberg“ auf den HW 5 trifft.
Der Wanderweg folgt nun dem HW 5 für etwa 100 m bis zum nächsten Wegweiser „Würmhalde“. Hier geht es nach rechts an einer Tonskulptur vorbei auf einem Wiesenweg hinab Richtung Lehenweiler. Der Weg überquert die Würm und führt durch den Würmtalhof zur K1063. Der markierte Wanderweg (blaue Raute) führt nun für etwa 100 m nach links an der K 1063 entlang, quert dann und führt den Hang hoch nach Lehenweiler. Da die Straße recht befahren ist, empfiehlt es sich, (nur außerhalb der Vegetationsperiode) die Straße direkt am Würmtalhof zu überqueren. Über ein Kuhgitter kommt man bequem an die angrenzende Wiese, auf der man ohne Weg in Richtung Lehenweiler leicht bergauf gehen kann. Etwas rechts haltend trifft man am Ende der Wiese auf einen Weg direkt unterhalb einer Wacholderheide (Naturdenkmal Brunnenberg), dem man bis Lehenweiler folgen kann.
An der aus Stein gebauten Bushaltestelle im Stil eines Feldwächterhäuschens geht es links eine Straße (Kirchweg) hinauf, bis die Häuser aufhören. Der Weg biegt nun als Wanderweg nach rechts in das Naturschutzgebiet Venusberg ab, das hier auf einer Tafel umfassend beschrieben ist. Er führt in Windungen den Berg hinauf durch Wacholderheide und Kiefern bis zu einem Hochbehälter, an dessen Fuß sich eine große Kiefer mit einer Bank darunter befindet. Zur Linken sieht man etwas abseits einen Schafstall.
Geradeaus geht es auf dem Weg weiter auf die bewaldete Kuppe zu bis zum Wegweiser „Venusberg“. Hier biegt der Weg rechts ab Richtung Dätzingen. Er verläuft nun sanft abwärts durch Felder und Wiesen mit heckenbewachsenen Steinriegeln. Ein geteerter Feldweg wird überquert. An einer großen Eiche hält man sich links und kommt bald durch einen weiteren kleinen Wald (Kuhwald). Kurz darauf trifft der Weg auf die Kreuzung „Drei Buchen“.
Es geht nun auf geteertem Weg nach rechts weiter durch die Felder in Richtung Dätzingen. Der Weg passieren wir einen Hof und einige Scheunen, bevor kurz vor dem Ortseingang ein grasbewachsener Feldweg nach schräg links abbiegt. Diesem Weg folgend kommt man direkt zum Dätzinger Schloss, vor dem sich die Bushaltestelle „Rathaus“ befindet. Von hier fährt die Linie 766 stündlich zurück nach Darmsheim. Für eine Einkehr am Ende der Wanderung ist das Gasthaus „Zum Engel“ zu empfehlen,
ca. 50 m die Straße hinunter auf der linken Seite.
Informationen für unterwegs
FFH-Gebiete
FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete im Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FFH-Gebiet
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FFH-Gebiet_in_Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FFH-Gebiet_im_Landkreis_B%C3%B6blingen
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%A4ulandschaft_an_der_W%C3%BCrm
Darmsheimer Wald
Beim Gang durch die Darmsheimer Streuobstwiesenkann man bereits die Nutzung und Erhaltung der Kulturlandschaft sehen.
Am Eingang vom Wald befinden sich rechts und links des Weges schöne große Exemplare von Feldund Bergahorn, daneben ein kleiner Spitzahorn. Die Unterschiede sind deutlich zu erkennen. Der Wald selbst ist sehr abwechslungsreich: Auf Mischwald mit Unterbewuchs aus Hasel, Holunder etc. folgen Stücke mit Waldmeister-Buchenwald, dazwischen auch Fichtenmonokultur.
Baumbergwiese
Die Wiese ist eine ungewöhnliche Streuobstwiese, weil sie mitten im Wald gelegen ist, relativ weit entfernt von Döffingen, auf dessen Gemarkung sie sich befindet. Sie besteht in dieser Form nachweislich schon seit Jahrhunderten. An der Kreuzung ist ein Wegweiser aus der Zeit des Königreichs Württemberg zu sehen, schön restauriert. Falls die Bäume keine Früchte mehr tragen, können die alten Apfelsorten anhand der aufgestellten Erklärungstafeln gezeigt werden. Auf der Wiese und am Waldrand können (mit Glück) Buntspechte beobachtet werden. Ansonsten Pflanzen im Herbst: Herbstzeitlosen, Pfaffenhütchen. Wiese teilweise mit Schafbeweidung im Pferch.
Kieneberg
Höchster Punkt westlich der Würm
Würmhalde
Beim Heraustreten aus dem Wald öffnet sich der Blick auf das Würmtal mit Dätzingen im Hintergrund und der gegenüberliegenden Wacholderheide Brunnenberg bei Lehenweiler. Hier kann man das FFH-Gebiet „Gäulandschaft an der Würm“ besonders gut erkennen, da man Wald, Talaue, Streuobstwiese, Hecken und Wacholderheide gleichzeitig im Blick hat. Übergänge und Unterschiede sind gut zu erkennen.
Offizielle Beschreibung: „Kuppige Muschelkalkhochfläche mit reich gegliederter Kulturlandschaft des Heckengäus, Schafweiden, Streuobstwiesen, Mähwiesen und Äcker, durchsetzt von Heckenzügen im Wechsel mit Wäldern“.
Die landschaftliche Schönheit tritt im Herbst markant hervor, da die Hecken aus u. a. Hartriegel, Liguster, Weißdorn, Schlehe, Heckenrose und Schneeball sich sehr unterschiedlich färben.
Zudem sind am Waldrand im Rahmen des Sculptoura-Radwegs drei Skulpturen auf einer Strecke von ca. 500 m zu besichtigen, die sich mit der Landschaft gut ergänzen:
1. Kraft und Bewegung von Hans Dieter Bohnet
Das raumgreifende Kunstwerk hat eine Odysee hinter sich, bevor es an dieser perfekten Stelle aufgestellt wurde
2. Cubes and Trees von HD Schrader
Rote Holzcuben, die in Bäumen hängen sind mit die bekanntesten Kunstwerke der Sculptoura
3. Krater, aufgebrochene Erde von Linde Wallner
Das Kunstwerk leuchtet nachts von innen, macht aber auch tagsüber einen geheimnisvollen Eindruck zwischen Büschen und Hecken
Würmbrücke
Das Würmufer ist mit Erlen, Eschen und Weiden bewachsen (wasserliebende Bäume). Von hier bis Dätzingen erstreckt sich das NSG „Kasparsbrunnen-Ried-Binn“ mit naturbelassenem Bachlauf und Ried mit großem Reichtum an Vogelarten (bis zu hundert Arten wurden hier und im Merklinger Ried nachgewiesen). In den 70er Jahren wurde hier von der Bevölkerung die Einrichtung eines Industriegebiets verhindert.
Würmtalhof
Viehhaltung auf der Weide und im Offenstall, extensive Bewirtschaftung der Auwiesen.
Lehenweiler
An der Wacholderheide Brunnenberg kann man verschiedene für diesen Lebensraum mit seinen flachgründigen, nährstoffarmen und kalkreichen Untergrund (Muschelkalk!) typische Arten gesehen werden:
– Wacholder und weitere stachelige oder wärmeliebende Pflanzen wie Silberdistel, Hauhechel und Kartäusernelke
– oder (im Herbst teilweise noch blühende) Kräuter wie Pimpernell, Thymian, Dost.
Die Kräuter und der Wacholder haben ätherische Öle, man kann also gut einzelne Blätter zerreiben zum Riechen – aber nicht zum Abzupfen, da die Entnahme von Pflanzen im NSG verboten ist. Teilweise sind die Kräuter auch außerhalb des NSG am Wegrand zu finden.
Falls die Wanderung im Juni stattfindet können auch Orchideenarten wie Knabenkraut und Brandorchis gefunden werden.
Falls die Zeit reicht, kann man außerdem einen Blick auf das dort angelegte „Erdfenster“ werfen, das die Bodenschichten Braunerde und Rendzina zeigt, die für den Kalkstein typisch sind. Zwei weitere Erdfenster mit anderen Bodenschichten sind in der Nähe.
Hochbehälter Venusberg
Am Hochbehälter befindet sich der schönste Fleck auf dem Venusberg: Ein Aussichtspunkt mit weitem Blick nach Osten über Sindelfingen und Böblingen.In Richtung Nordosten sieht man an klaren Herbsttagen bis zur Alb. Zudem ist die Landschaft mit Kiefern und Wacholder sehr reizvoll. Eine Bank unter einer großen Kiefer und die schöne Aussicht laden hier zu einer Vesperpause ein.
Gleich neben dem Hochbehälter steht eine weitere schöne und ungewöhnliche Skulptur aus Glas und Schiefer von Ursula Huth, einer international bekannten Glaskünstlerin, die in Tübingen lebt. Diese und zwei weitere Skulpturen gehören zum Heckengäu Erlebnispfad.
Auf der anderen Seite des Weges liegt der Schafstall. Durch die Schafbeweidung entstanden die Wacholderheiden. Die heutige Bestrebung ist es, diese Landschaft durch die Förderung der Wanderschäferei zu erhalten und nicht der Verbuschung und Sukzession preiszugeben. Im Fall des regional recht bekannten Venusbergs ist hier schon viel unternommen worden.
Beim Weitergehen zur bewaldeten Kuppe des Venusbergs kommt man an den Resten der „Bernhard-Anlage“ vorbei, einer geheimen militärischen Anlage aus dem zweiten Weltkrieg. Die Hintergründe sind auf provisorischen Schautafeln sehr ausführlich erklärt.
Drei Buchen
An der Kreuzung „Drei Buchen“ steht ein altes Feldwächterhäusle, das bei Regen als Schutzhütte dient. Hier kann man die traditionelle Bauweise erkennen, aus behauenem Stein mit Fachwerkgiebel, sowie die frühere Verwendung als Unterstand für Bauern auf dem Feld und für Feldwächter. In der Umgebung und am Wegrand finden sich immer wieder von Hecken bewachsene Steinriegel, die die Landschaft unterteilen, die Felder vor Wind schützen und zahlreichen Tieren als Wohnung dient. Die namensgebenden drei Buchen sind sehr schöne, alte Bäume. Das traditionelle Baumkreuz und die Bänke darunter wurden leider seitlich versetzt, an der rechten Buche hängt aber noch immer
eine Tafel mit dem schönen Spruch
Gott schuf die Zeit
Nicht Hast und Eile
Drum setz dich nieder
Und verweile
Schloss Dätzingen
Wurde 1607 erbaut, 1733 in klassizistischen Stil erweitert zur heutigen Form.
Es gehörte bis 1806 dem Malteserorden, deshalb trägt auch das Dätzinger Rathaus das Malteserkreuz.
Einkehrmöglichkeiten
Gasthof zum Engel